Kritik zu "Atomic Blonde"

Eine Geschichte hinter dem eisernen Vorhang

Ein Film über eine eiskalte britische Agentin, die sich gegen ihre zahlreichen männlichen Gegner auf der Suche nach einer geheimen Information gut behaupten kann.

Berlin 1989. Bald sollen der kalte Krieg und der eiserne Vorhang Geschichte sein. Doch der Film Atomic Blonde (2017), der zu genau der Zeit spielt, erzählt eine ganz andere Geschichte. Zwar beginnt er mit den berühmten Worten „Mr. Gorbatschow, tear down this wall!“ aus Reagans Rede vor dem Brandenburger Tor und einigen Sequenzen zum Mauerfall. Doch dann wird der Zuschauer durch einen Neonschriftzug der sagt, „Das ist nicht diese Geschichte“ darauf hingewiesen, dass nicht der Mauerfall im Zentrum des Geschehens steht. Denn den Mittelpunkt von Atomic Blonde stellt die platinblonde Agentin Lorraine Broughton (Charlize Theron) dar, die vom britischen Geheimdienst nach Deutschland geschickt wird, um äußerst wichtige Informationen zu beschaffen.

Die von Regisseur David Leitch verfilmt Graphic Novel The coldest City verwandelt sich durch den Soundtrack der 80er Jahre, die aufwendige Inszenierung und die etwas leblose, aber trotzdem ziemlich coole Agentin in einen überzeichneten und realitätsfernen Agenten- Thriller. Nachdem der britische Agent Gascoine (Sam Hargrave) von einem Sowjet umgebracht wurde, wird die attraktive, aber gefühlskalte Agentin Lorraine Broughton ebenfalls nach Berlin geschickt, um die Informationen, die der Mörder von ihrem Kollegen stahl, wiederzubeschaffen. Nach unzähligen Kämpfen und Intrigen scheint die Situation für Broughton aussichtlos und der einzige Weg an die wertvollen Informationen zu bekommen besteht für sie darin den ehemaligen Stasi-Offizier Spyglass (Eddie Marsan), der die Informationen, die sich auf der Liste befinden, die die Agentin beschaffen soll, auswendig gelernt hat, über die Grenze zu bringen.

Die geschichtliche Realität, vor dessen Hintergrund der Film spielt, wirkt auf den Zuschauer unecht und konstruiert. Zwar ist der Aufwand der für die Requisiten und die Ausstattung betrieben wurde enorm, denn im Film sind beispielsweise zahlreiche Trabis und andere Kleinwagen der 80er Jahre zu sehen, dennoch kann auch das den Zuschauer nicht von der Echtheit überzeugen. Die Teile die wirklich in Berlin gedreht wurden, werden dazu genutzt um das vorrangige Bild der Kühlheit im Film, sowie in der Hauptfigur, aufrecht zu erhalten.  Die unterkühlte Hauptfigur erinnert stark an John Wick (2014), bei dem David Leitch ebenfalls an der Regie mitarbeitet. Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Filme findet sich darin, dass nicht die Geschichte, sondern vor allem die Action im Vordergrund steht. Immer wieder kommt es in beiden Filmen zu Sequenzen, in denen sich der Protagonist gegen Angreifer behaupten muss, die weit in der Überzahl und ihm Waffentechnisch überlegen sind.  Dadurch, dass besonders in Atomic Blonde kaum sichtbare Schnitte in diesen Sequenzen verwendet werden, wird dem Zuschauer die Intensität des Gesehenen nochmals besonders nahe gebracht und das emotionslose Töten der Hauptfigur wird unterstrichen.

Doch der Film bringt nicht nur Action mit, sondern auch Nacktheit, was besonders wenn man an die hübsche Hauptdarstellerin Charlize Theron denkt, seine Reize hat. In einer lesbischen Sexszene mit einer franzöischen Agentin (Sofia Boutella) werden zwar die Körper der beiden Schauspielerinnen schön in Szene gesetzt, jedoch werden dem Zuschauer weder Leidenschaft noch Intimität vermittelt. Jedoch passt das zu dem Bild der gefühlskalten, aber attraktiven britischen Agentin. Sie lässt zwar körperlich jemanden an sich ran, wie diese Szene zeigt, öffnet sich ihrem Gegenüber mental allerdings nur kaum bis gar nicht, wie man im Dialog mit der anderen Agentin erkennt, die ihr erklärt, dass ihre Augen funkeln wenn sie die Wahrheit sagt, worauf Broughton sofort beschließt, nicht nochmal die Wahrheit zu sagen.


Alles in allem bedient sich der Film an ziemlich vielen Agentenfilmklischees mit einer weiblichen Hauptrolle, was vor allem die Darsteller ersetzbar macht, da die von ihnen verkörperten Figuren den Stereotypen eines Agentenfilmes  entsprechen.  Diese Austauschbarkeit und auch die Realitätsferne des Filmes enttäuschen. Wer sich den Film aber vor allem wegen der Actionszenen oder der Hauptdarstellerin ansehen will, der sollte dies tun, denn die Action steht in diesem Film im Vordergrund und ist wirklich gut gemacht. Und auch die Hauptdarstellerin spielt ihre Rolle als Agentin, soweit es die Geschichte und Inszenierung des Films zulassen, wirklich gut und überzeugend.

Kommentare

  1. Hi :) Ich war gestern auch im Film und muss sagen, dass ich etwas enttäuscht war ... Ich kann dem nur zustimmen, dass der Streifen an John Wick erinnert, was ja schon im Trailer deutlich wurde ... deshalb wollte ich den Film auch sehen ... Ich liebe einfach gute Kampfszenen.
    Diese gab es auch auf jeden Fall im Film und allgemein gab es auch einige bildstarke Momente (Was sicher nicht zuletzt an der sehr attraktiven Hauptdarstellerin lag), aber ich finde dem Film hat es an Handlung gemangelt ... Bis kurz vorm Ende wusste ich gar nicht mal so richtig worum es ging (Was vielleicht sogar gewollt war) aber man konnte einfach nicht mitfiebern, weil man z.B. nicht dachte "OMG wenn sie jetzt verliert geht die Welt unter ..." (oder so ähnlich) Man hatte außer, dass sie die Hauptfigur war eigentlich keinen Grund um zu wollen, dass sie gewinnt .... ich hoffe man versteht mich :D
    Ich fand den Film jetzt sicher nicht schlecht, aber ich würde ihn mir wohl auch nicht nochmal ansehen ...
    LG Julia

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    1. Hallo liebe Julia,
      vielen lieben Dank für deinen netten Kommentar. Mir ging es auch so, dass meine Vorfreude auf den Film ziemlich groß war, auch aufgrund der Ähnlichkeit zu John Wick. Sogar so groß, dass ich die Preview besucht habe. Aber dann fand ich ihn wirklich ziemlich enttäuschend und war fast ein bisschen traurig über die total fehlende Handlung, darüber konnte mich nicht mal die hübsche Hauptdarstellerin hinwegtrösten.
      LG Jana

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