Kritik zu "Er ist wieder da"
Was wäre wenn?
Wie würde die heutige
Welt aussehen, wenn Hitler vom einen auf den anderen Tag plötzlich wieder
auftauchen und seine damaligen Pläne weiterverfolgen würde?
Hitler (Oliver Masucci) erwacht im Berlin des Jahres 2014.
Doch nicht irgendein Imitator, sondern der Echte. Was wäre wenn das wirklich
passieren würde? Genau damit beschäftigt sich die Literaturverfilmung Er ist wieder da (2015) nach dem gleichnamigen
Buch von Timur Vermes. Hitler kommt wieder, ohne jegliche Erinnerung daran, wie
es zu dem Zeitsprung von ganzen 69 Jahren ins Jahr 2014 gekommen ist und muss
sich im heutigen multikulturellen Berlin zurechtfinden. Zu seinem Glück trifft
er auf einen netten Kioskbesitzer, der ihn nach seiner Ankunft für einige Tage
in seinem Kiosk wohnen lässt, weil er ihn für einen mittellosen Satiriker hält.
Dort lernt Hitler Fabian Sawatzki (Fabian Busch) kennen, der ihm die
Möglichkeit bietet ins Fernsehen zu kommen. Die
beiden touren gemeinsam durch Deutschland, damit Hitler sich mit den
heutigen Zuständen vertraut machen kann, was Sawatzi dokumentiert und treffen
auf viele verschiedene Menschen, die dabei sehr unterschiedlich auf ihn
reagieren. Durch Sawatzki gelangen die in ganz Deutschland gedrehten Clips an
den Sender myTV. Die Vorsitzende des Senders Katja Bellini (Katja
Riemann) ist begeistert von dem was sie für eine Imitation von Hitler hält und
beginnt deshalb ihn in Talkshows auftreten zu lassen. So wird der echte Hitler,
der als Comedian und Satiriker missverstanden wird, schnell zum Medienphänomen.
Hier lässt sich eine interessante Parallele zur Zeit der Weimarer
Republik erkennen, denn auch schon damals nutze Hitler geschickt das Medium
Fernsehen für seine Propaganda. So tut er es auch im Film von Regisseur David
Wnendt, nur das Hitlers Auftritte dort für Comedy gehalten und nicht ernst
genommen werden. Auch zeigt der Film sehr erschreckend die Reaktionen der
unterschiedlichen Menschen, denen Hitler begegnet. Gerade die ältere
Generation, wie es am Beispiel der Oma von seiner Sekretärin Franziska Krömeier
(Franziska Wulf) gezeigt wird, reagiert sehr ablehnend, was zeigt, dass die
schon so lange vergangenen Taten, trotz Demenz und anderer Krankheiten, in die
Köpfe der Menschen eingebrannt sind. Auch einige jüngere deutsche reagieren
ablehnend auf den ihnen präsentierten Hitler. Im Film besucht Hitler auch
einige politisch rechts orientierte Organisationen (von denen er im Übrigen gar
nichts hält) , doch diese halten ihn ebenfalls wie viele andere für einen
Komiker, weshalb er von ihnen nur Ablehnung zu spüren bekommt. Hitler fährt in
einer der letzten Sequenzen lange über eine Straße und auch dort lässt sich die
Reaktion der Menschen beobachten. Viele winken oder lächeln, einige machen
sogar den Hitlergruß, da es sich ja „nur“ um einen Schauspieler handelt. Doch
genau das macht Hitler sich zunutze, denn er ist populärer als jemals zuvor und
kann durch das Fernsehen und seine Gespräche mit den Menschen seine Propaganda
weiter verbreiten. Beendet wird der Film mit Hitlers Worten „Damit lässt sich
arbeiten“, während dem Zuschauer Aufnahmen von politisch motivierten
Gewalttaten gezeigt werden.
Dieser deutsche Film zeigt, unter anderem durch die geniale
schauspielerische Leistung von Oliver Masucci, auf, wie wenig die in
Deutschland lebende Bevölkerung mit der Geschichte vertraut ist. Wenn man sich
die Taten des zweiten Weltkrieges ansieht und die Anzahl an genommenen Leben,
dann dürfe es gerade in Deutschland nicht solche Reaktionen auf Hitler geben.
Der Film überzeichnet die positiven Reaktionen auf Hitler zwar und lässt die
negativen fast komplett außen vor, doch damit zeigt er, dass die deutsche
Willkommenskultur auch für Menschen wie Hitler gilt. Es bleibt zu hoffen, dass
die Reaktionen außerhalb der filmischen Welt anders ausfallen würden.
Bis jetzt habe ich Er ist wieder da nur als Komödie betrachtet. Ich habe den Film noch nicht gesehen und kannte nur die Grundstory, die Kritik hat mich allerdings auch auf die ernstere politische Seite des Films aufmerksam gemacht. Ich hatte sowieso vor, mir den Film bei Gelegenheit anzuschauen, die Kritik hat mich darin bestärkt!
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